EFOY Brennstoffzelle

Wir nutzen seit Anfang 2019 eine Efoy Comfort 140 Brennstoffzelle zur Ergänzung der Ladestromversorgung auf unserer 39 Fuß Segelyacht. Nachstehend sind die technischen Eigenschaften aufgeführt:

Im Spiegel Online habe ich am 04.03.2020 ein Interview mit Roland Gumpert gelesen, der ganz anschaulich das Funktionsprinzip von Methanol als Energieträger für die Brennstoffzelle beschreibt:

SPIEGEL: Warum gerade Methanol?

Gumpert: Methanol ist der simpelste Träger für Wasserstoff. Er ist hier an ein Kohlenstoffatom und ein Sauerstoffatom gebunden, die chemische Formel von Methanol ist CH3OH. Das Methanol wird dann im Wagen auf rund 300 Grad Celsius erhitzt, ein Katalysator spaltet das Methanol dann in Wasserstoff, Kohlenstoff und Sauerstoff. Kohlenstoff und Sauerstoff scheiden wir als CO2 in die Luft aus, der Wasserstoff erzeugt den für den Antrieb nötigen Strom.

SPIEGEL: Im Gegensatz zu einem reinen Wasserstoffauto stößt der Wagen dadurch aber CO2 aus – ist so ein Auto wirklich umweltfreundlich?

Gumpert: Wir verwenden ausschließlich grünes Methanol, das zum Beispiel in der Holzindustrie mithilfe von grünem Strom gewonnen wird. Dabei wird Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff zerlegt und dann mit Kohlendioxid, das zum Beispiel bei der Papierherstellung entsteht, zu Methanol umgewandelt. Dadurch ist der Treibstoff CO2-neutral. Wir garantieren, dass unsere deutschen Kunden grünes Methanol bekommen.

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SPIEGEL: Methanol verbrennt bei Sonnenlicht unsichtbar. Ist das nicht ein großes Sicherheitsrisiko?

Gumpert: Methanol ist deutlich weniger gefährlich als Benzin. Es verbrennt mit einer blauen Flamme, die bei hellem Licht schwer sichtbar sein kann, ist aber deutlich schwerer entflammbar als Benzin. Auch die Explosionsgefahr ist deutlich geringer. Außerdem ist Methanol nicht gefährlich für die Umwelt, wenn es verschüttet wird, und es kann mit Wasser gelöscht werden. Als Kraftstoff ist Methanol fossilen Treibstoffen überlegen, auch für Flugzeuge oder Schiffe.

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Zurück zur EFOY Brennstoffzelle: der Einbau erfolgte in einem sehr tief liegenden Bereich, der vormals die alte Starterbatterie aufgenommen hatte.

Hier konnte sowohl die Abführung der Abwärme als auch des Abgasschlauches inkl. geringer Mengen von Kondenswasser unproblematisch eingerichtet werden. Das liest/hört sich jetzt schlimmer an als es ist: Abwärme Temperatur und Abgas Mengen sind geringfügig bzw. völlig unproblematisch. Wortlaut Installationshandbuch: ,

Im Automatik Modus schaltet sich die Brennstoffzelle selbständig ein, wenn die Spannung der Verbraucherbatterie unter einen einstellbaren Grenzwert sinkt (Voreinstellung 12,3 V). Sie kann aber über die Fernsteuerung auch manuell ein- und ausgeschaltet werden.

Betrieben wird sie auf der Basis von Methanol, das in 5 oder 10 l Tankpatronen geliefert wird. Die 10 l Tankpatrone kostet im Fachhandel ca. 45 €.

Wir haben im letzten Urlaub in 5 Wochen Sassnitz – Stockholm – Sassnitz eine 10 l Patrone verbraucht, überwiegend um einige längere Streckenabschnitte ohne Hafenübernachtung, einige Tage in Ankerbuchten und einige Wochen Ladezustandserhaltung in insgesamt 6 Wochen Liegezeiten ohne Landstrom in Schweden abzudecken. In dieser Zeit ist die Brennstoffzelle insgesamt zwischen 160 h und 180 h gelaufen und hat dabei durchschnittlich etwas über 5 A Ladestrom geliefert.  

positiv:

leise, absolut easy in der Handhabung, arbeitet vollautomatisch im Hintergrund, komfortable Fernbedienung mit Füllstandsanzeige für die Patronen. Wechsel der Patronen sehr einfach und handhabungssicher. Einstellungsmöglichkeit zur Anpassung an individuelle Betriebsanforderungen via Fernbedienung, z. B. Schwellwerte für Ein- und Ausschaltung.  

negativ:

teuer sowohl in der Anschaffung als auch im Verbrauch. Das Gerät verlangt den Wechsel der Patrone bevor sie richtig leer ist. Es bleibt ein Rest von knapp 10% in der Patrone, der auch nicht umgefüllt werden kann, um eine andere Patrone aufzufüllen. Es gibt meines Wissens auch kein Rücknahmesystem für die geleerten Patronen.

Korrektur am 14.10.2020: Die Patronen werden tatsächlich vollständig geleert. Nur wenn man mit Lage segelt, während der Füllstand zur Neige geht, bleibt ein natürlich Rest 😉 … Hat das Schiff dann später keine Lage mehr, kann man das Gerät neu starten und der Kanister wird anschließend vollständig geleert. Sorry, war mein Fehler.

Fazit:

Ziel ist es beim Fahrtensegeln auch mal mehrere Tage vor Anker verbringen zu können, ohne ständig auf den Ladezustand der Verbraucherbatterie achten zu müssen. Die Lösung sollte komfortabel und unauffällig sein und auch mal raueres Segeln vertragen können. Aufwändige Technik an Deck für die Gewinnung von Wind- oder Sonnenenergie oder einen schweren Generator wollte ich nicht haben. Gemessen an diesen Anforderungen bin ich sehr zufrieden und kann die Lösung für ähnliche gelagerte Anforderungen nur weiterempfehlen.