Lewmar Ocean Ankerwinde – Ersatz der Antriebseinheit

Unsere Lewmar Ocean Ankerwinde ist über 30 Jahre alt und hat immer zuverlässig funktioniert. Ich muss aber zugeben, dass ich mich um die unter Deck befindliche und nur schwer zugängliche Antriebseinheit nie weiter gekümmert habe. Im vergangenen Winter wollte ich der Winde mal etwas Wartung zukommen lassen, die laut Handbuch aus dem Schmieren der beweglichen Teile der an Deck befindlichen Winde besteht. Bei dieser Gelegenheit habe ich dann doch mal einen genaueren Blick auf die im Ankerkasten unter Deck montierte Antriebseinheit geworfen. Und ja, der Anblick war dann doch erschreckend, fast schon ein Fossil:

Das Gehäuse der Getriebe Einheit ist aus Aluminium und mit einer dicken pulverigen Schicht korrodiertem Aluminium überzogen. Das Gehäuse des Motors ist aus Stahl und besteht fast nur noch aus Rost, den man in dicken Schichten abblättern kann – es grenzt an ein Wunder, dass die Winde bis zuletzt reibungslos funktioniert hat.

Angesichts dieses Zustandes bleiben nur 2 Möglichkeiten: die Winde entweder komplett oder wenigstens die Antriebseinheit ersetzen. Für einen kompletten Ersatz gibt es allerdings einige Restriktionen. Der Ankerkasten ist nicht sehr geräumig und auch an Deck gibt es fast keinen Spielraum um eine anders konstruierte Winde auch anders zu positionieren.

Ich wende mich also erstmal an die Fa. Lewmar und versuche herauszufinden, ob es die Antriebseinheit noch als Ersatzteil gibt. Ich lande mit meiner Nachfrage schließlich bei der Fa. Sailtec in Hamburg, die als Vertriebspartner von Lewmar in Deutschland fungiert. In einem freundlichen Telefonat wird der genaue Typ der Winde geklärt und dann stellt sich heraus, dass die Antriebseinheit des Nachfolgemodells auch auf meine Winde passen sollte und als Ersatzteil bestellt werden kann. Das Teil hat nahezu dieselben Abmessungen und sollte so auch in den engen Ankerkasten passen.

Das hat für mich den Vorteil, dass ich an der Elektrik nichts ändern muss und das vorhandene Bedienteil weiternutzen kann. Lediglich die Elektroanschlüsse sind – aufgrund der relativ kurzen verfügbaren Kabellängen – beim Nachfolgemodell auf der falschen Seite. Das ist aber kein Problem, die Fa. Sailtec kann den Motor problemlos um 180 Grad drehen und übernimmt diesen Montage Service kostenlos. So bleibt auch die Garantie erhalten.

Dann geht es an die Arbeit. Die Demontage der alten Antriebseinheit erweist sich – wie immer bei Arbeiten, die man zum ersten Mal macht – als schwieriger als gedacht. Die Einheit ist an 4 M8 Niro Bolzen befestigt, die durch das Deck gehen und oben in der eigentlichen Winde fixiert sind. Schon das Herausdrehen der doppelten Muttern erweist als mühsam, weil man an die hinteren Bolzen nur mit akrobatischen Verrenkungen herankommt und keine Chance irgend etwas zu sehen.

Leider sitzen die Muttern so nah am bzw. hinter dem Gehäuse, dass man weder mit dem Steck- noch mit dem Ringschlüssel daran kommt. Nach mehr als einer Stunde Über Kopf Gefrickel mit dem Maulschlüssel sind die Muttern runter, aber die Einheit sitzt immer noch genau so fest auf den Bolzen wie zuvor. Kein Wunder, sind die Niro Bolzen doch durch Korrosion an dem Aluminium Gehäuse des Getriebes regelrecht festgebacken.

Ich versuche unbeholfen die Antriebseinheit nach unten zu hebeln, aber mangels Raum und geeigneten Ansatzpunkten lässt sich so gar nichts erreichen, die Einheit bewegt sich keinen Millimeter. Schließlich positioniere ich einen Latte auf dem Ende des Motors und traktiere sie mit einigen dosierten Hammerschlägen, das wirkt.

Jetzt lässt sich Einheit etwas hin und her bewegen und nach einigem Ruckeln rutscht sie plötzlich auf den Bolzen nach unten und ich kann sie herausheben.

Es ist schade um Antrieb und Getriebe, die ja noch reibungslos funktionieren, aber sowohl die Aluminium- als auch die Stahlteile des Gehäuses sind in einem völlig verrotteten Zustand: hier hilft nur noch der vollständige Ersatz.

Sowohl die Antriebswelle für die Winde als auch die in der Welle sitzende Bronzefeder zur Kraftübertragung machen einen guten Eindruck, die Winde scheint so weit in Ordnung zu sein. Nur etwas schwergängig, so dass ich die Gelegenheit nutze sie auseinander zu nehmen und wieder leichtgängig zu machen.

Die Montage der neuen Einheit erweist sich auch wieder als langwieriger als erwartet. Der neue Motor ist wenige Millimeter länger als der alte und stößt an die Bordwand, knapp bevor die Einheit in die korrekte Position für die Einführung auf Antriebswelle und Bolzen gebracht werden kann.

Außerdem ist die Einheit mit bestimmt 12 kg recht schwer, was eine freihändige Positionierung schwierig macht. Schließlich positioniere ich die Einheit mit untergelegten Holzteilen und hebele sich zentimeterweise in die richtige Position.

Große Erleichterung als endlich alle 4 Bolzen und die Antriebswelle einrasten und ich die Einheit nur noch nach oben hebeln muss. Die Bolzen habe ich im oberen Bereich mit TefGel eingeschmiert um so ein korrosionsbedingtes „Festbacken“ zu verhindern. Jetzt noch die Muttern festdrehen und fertig.

Die alten Kabel inkl. der Schuhe und der Schutzkappen kann ich für den Anschluss der Elektrik weiter verwenden. Die Kabelschuhe werden gesäubert und angeschraubt, dann Polfett auf die Anschlüsse und die Schutzkappen drüber. Test mit angeschlossener Bedieneinheit: perfekt, alles läuft wieder.


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