Erfahrungsbericht Hydrogenerator SailingGen

Wenn das Schiff vor Anker liegt, kommen so etwa 3-4 Amp. zusammen, die durch Kühlschrank, Beleuchtung und anderes laufend aus der Verbraucherbatterie gezogen werden. Das kann durch ein Solarpanel auf der Sprayhood in Kombination mit der vorhandenen EFOY Brennstoffzelle ganz gut kompensiert werden. Beim Segeln hingegen werden es ganz schnell 7 – 8 Amp., die dauerhaft gezogen werden. Hier besonders durch Navigationscomputer, Radar, Außenbildschirm im Cockpit, Autopilot usw. Wenn dann auf einem längeren Törn nach durchsegelter Nacht der Füllstand der Verbraucherbatterie langsam gegen 60% geht, kommen die ersten Sorgenfalten auf die Stirn des Skippers und man zieht trotz des vielleicht schönen Segelwindes den Start der Maschine in Erwägung – nur um die Batterie zu laden.

Um das vermeiden zu können, habe ich einen Hydrogenerator als Energielieferanten für unterwegs in Betracht gezogen. Die Idee war einfach elektrische Ladeleistung zuverlässig, unauffällig und genau dann zu bekommen, wenn sie gebraucht wird, nämlich wenn das Schiff segelt und die Maschine nicht läuft. Windgeneratoren würden zu diesem Anwendungsszenario zwar ebenfalls bedingt passen (mit Ausnahme von längeren Downwind Kursen). Da mir der Anblick und zuweilen auch die Geräuschentwicklung von Windgeneratoren auf anderen Schiffen jedoch nicht so wirklich gefallen haben, habe ich mich von Anfang an auf Hydrogeneratoren konzentriert.

Im PALSTEK Magazin 2/2021 werden in einem sehr informativen Artikel verschiedene Hydrogeneratoren vorgestellt und verglichen und in ihrer Funktionsweise beschrieben. Hilfreich fand ich hier nicht zuletzt die Hinweise auf die Anforderungen an die Laderegelung in Abhängigkeit vom Batterietyp und die Tatsache, dass die Generatoren nicht ohne Last laufen dürfen, da sie andernfalls schnell zerstört werden.

Die kompakte, leichte und robuste Konstruktion des SailingGen (SailingGen Shop) von Prof. Armin Horn und der günstige Preis haben mich überzeugt. Besser als Webshop ist allerdings der direkte Austausch, den ich hier nur empfehlen kann. Mit einer kurzen Anfrage per mail ist der Kontakt schnell hergestellt und im folgenden, teilweise telefonischen Austausch lassen sich diverse Fragen insbesondere auch zur Montage des SailingGen bordseitig und zur Elektroinstallation schnell und kompetent klären. Nachdem die Machbarkeit so weit geklärt ist, gebe ich die Fertigung in Auftrag und bekomme das gute Stück nach knapp 4 Wochen per Post ins Haus geliefert.

Generator und Regler sind getrennte Einheiten, der Generator liefert Drehstrom an den unter Deck zu montierenden Regler, der die Lademimik regelt. Ladeschlussspannung und weitere Parameter werden über die App oder ein zusätzlich zu bestellendes Kontrollpanel dargestellt bzw. sind hier einstellbar. In der Palstek 2/2021 (S. 77) wird dazu weiter ausgeführt:

Warnungen vor möglicher Überlast erfolgen optisch auf dem Display und auch akustisch per Summer, weiter werden Statusmeldungen und Hinweise angezeigt. Die Funktionsweise des Reglers ist die Pulsweiten-Modulation (PWM), der Generator wird beim Erreichen der programmierbaren Ladeschlussspannung so getaktet, dass nur noch so viel Energie geliefert wird, wie zum Beispiel die Bordinstrumente abnehmen. Über eine Android-App werden per Bluetooth alle Regler Informationen angezeigt und auch die Programmierung des Reglers ermöglicht. Der Ladebetrieb mit LiFePo-Akkus mit internem Batterie-ManagementSystem (BMS) ist möglich, wenn die Ladeschlussspannung des Reglers etwas geringer eingestellt wird als die Abschaltspannung des BMS.

Die Montage der Halterung ist mit 4 Schrauben recht simpel, wenn man einmal – unter den Gesichtspunkten Festigkeit, Erreichbarkeit für die Bedienung und Elektrik – den geeigneten Ort gefunden hat. Die Komponenten der Halterung lassen sich schnell und einfach verstellen und so an die konkreten Gegebenheiten (z. B. Neigung des Heckspiegels) anpassen. In meinem Fall hat sich die Hecktreppe als beste Montagemöglichkeit angeboten. Als Adapter zwischen Hecktreppe und Halterung habe ich eine 5 mm Edelstahlplatte zuschneiden und bohren lassen. Die mitgelieferte Halterung ist so konstruiert, dass sie beim Aufprall auf einen Gegenstand im Wasser ein nach oben Klappen ermöglicht. Die Elektrik inkl. Ladecontroller ist einfach und schnell installiert. Die Installations- und Bedienungsanleitung ist sehr ausführlich und anschaulich und reicht auch für den technischen Laien aus.

Vor dem Ablegen wird der SailingGen in seiner Halterung am Heck befestigt und durch eine Leine in seiner Bereitschaftsposition gehalten. Während der Fahrt kann er dann über die Leine abgesenkt und so in Betrieb genommen werden. Vor der Einfahrt in den Hafen vice versa.  Das Handling ist denkbar einfach und bequem. Im Betrieb entsteht ein leises Surren, das man ab 2 – 3 Beaufort aufgrund der Wasser- und Windgeräusche nicht mehr wahrnimmt. Hier ein kurzes Video, das die Handhabung illustriert.

Unter Last erreicht der Regler leicht Temperaturen von 40 Grad Celsius und mehr, daher ist ein entsprechend gut belüfteter Montageort ratsam. Zustand, Leistung und Einstellungen sowie bei Bedarf auch das Logging lassen sich über eine Android App kontrollieren:

SailingGen App V 3.1

Die gelieferte Ladespannung in Abhängigkeit von der Schiffsgeschwindigkeit stellt sich nach den ersten Versuchen wie folgt dar:

Hier ist allerdings zu beachten, dass die ausgewiesene Geschwindkeit als SOG aus dem Smartphone stammt und nicht durchgängig der Geschwindigkeit durchs Wasser (STW) entspricht, die für die Leistung des SailingGen ausschlaggebend ist.

Fazit: Die kompakte und robuste aber trotzdem leichte Konstruktion gefällt. Das Handling ist einfach, die mitgelieferte Installations- und Bedienungsanleitung anschaulich. Der SailingGen ist angenehm leise im Betrieb und liefert eine gute Ladeleistung. Der Preis ist günstig und die Beratung vor und nach dem Kauf durch den Hersteller ist gut. Eine Verringerung der Bootsgeschwindigkeit durch den Betrieb des Generators ist nicht feststellbar und wenn überhaupt dann m. E. so gering, daß sie vernachlässigt werden kann. Es ist eine sehr angenehme Erfahrung nach einem längeren Törn mit voller Verbraucherbatterie am Ankerplatz oder Zielhafen anzukommen.


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