Initiation

In den Helder kreuzen sich für mich zwei wichtige Pfade: 1975 bin ich hier mit 16 Jahren als Bootsmann auf der Yacht von Bekannten aus unserem Segelverein auf die Nordsee rausgefahren. Damals mit dem Ziel via Cuxhaven – Kielkanal – Klintholm – Sund bis nach Anholt im Kattegat zu segeln. Die Helo IV war eine 12 m lange Stahlketsch mit Mahagoni Aufbauten und Teakdeck und 16 to Gewicht. Für damalige Verhältnisse eine prachtvolle Yacht. Das Eignerpaar aus unserem Segelverein wollte für den Törn nach Anholt Unterstützung haben und ich hatte die Ehre in den Sommerferien für ganze 6 Wochen Hand gegen Koje und Verpflegung mitsegeln zu dürfen. Wobei „Hand“ nicht nur Unterstützung während des 6 wöchigen Törns bedeutete (was für mich natürlich pures Vergnügen war), sondern auch im Winter zuvor einige harte Wochen lang jenen Nachmittag den alten Lack von den Mahagoni Aufbauten abzuziehen, zu schleifen und Schicht um Schicht neu zu lackieren. Heute undenkbar. Das war seinerzeit ein Deal eindeutig zugunsten des Skippers, der Kapitän zur See war und mir auf der Reise enorm viel Navigationswissen vermittelt hat, indem er mich die gesamte terrestrischem Navigation hat machen lassen.

Und heute bin ich – fast 50 Jahre später- hier in Den Helder als Skipper meiner eigenen Yacht auf dem Rückweg von Frankreich und England.

Für mich war es damals ein wirklich großes Erlebnis von hier aus als Crewmitglied auf die Nordsee zu gehen und bis nach Cuxhaven zu segeln. Ich habe mit damals 16 Jahren zum ersten Mal einen ganz fundamentalen Respekt, fast schon Angst und gleichzeitig eine irrsinnig starke positive Erregung verspürt, die mich auf diesem 36 Stunden/180 Seemeilen Trip über die Nordsee begleitet haben. Angst und Erregung waren es auch, die mich in die Lage versetzt haben, die ganze Nacht wach zu bleiben und neben dem Skipper auf der Brücke zu sein. Nachts die einzelnen Leuchtfeuer zu identifizieren und zu peilen und so die eigene Position zu bestimmen. Die Positionslichter der anderen Schiffe und ihren Kurs zu verstehen und das eigene Schiff sicher durch die Nacht zu navigieren: die damit verbundene Aufregung und Befriedigung hat mich ganz tief in meinem Inneren berührt und lässt mich bis heute nicht los. Diese Aufregung auf See zu spüren ist für mich ein Lebenselixier und einer der Gründe, warum das Reisen auf See mich glücklich macht.

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